Der Handpan-Beginner-Leitfaden -  Teil 2

Der Handpan-Beginner-Leitfaden - Teil 2

Erste Übungen und Pflege

Die Wahl der Handpan ist gefallen und das Abenteuer geht nun richtig los. Doch schon warten die ersten Tücken, die es zu meistern gilt: Wie lagere ich eigentlich meine Handpan? Wie oft sollte ich spielen? Was ist die richtige Pflege? Und was sind eigentlich gute Übungen für Einsteiger?

Das Ganze werden wir uns in diesem zweiten Teil des Beginner Leitfadens anschauen. Gemeinsam mit Rafael Sotomayor, dem Hersteller der Opsilon Handpan, wollen wir euch beim Lernen und Entdecken der Handpan unterstützen. Wir werden uns zunächst dem Üben und der Regelmäßigkeit widmen, ehe wir uns die Lagerung und Pflege genauer anschauen und noch ein paar generelle Fragen beleuchten.

Vom Üben und der Regelmäßigkeit:

Was sind gute Einsteiger-Übungen, die ich ohne Erfahrung durchführen kann?

Rafael: Wir empfehlen jedem Einsteiger unseren Workshop zu besuchen. Wichtig ist am Anfang besonders, dass rechts und links genau das Gleiche machen. Genauer gesagt, dass die Bewegungen der rechten und linken Hand gleich sind. Auch wichtig ist, dass wir mindestens vier Finger zum Spielen benutzen. Also beide Daumen, sowie den Zeige- oder Mittelfinger, später können dann weitere Folgen. Es ist wichtig, mit mehreren Fingern zu üben, da wir so in Zukunft mehrere Optionen zur Verfügung haben. Wir können dann zum Beispiel zur gleichen Zeit mehrere Töne spielen.
Das heißt, man hat so die Möglichkeit Akkorde oder Arpeggios zu spielen.
Am Anfang ist es am besten, wenn die Technik einmal von Null an richtig gelernt wird.
Denn das Korrigieren ist wesentlich komplizierter als es von Null an zu lernen.

Eine einfache Übung wäre zum Beispiel die Tonleiter des Instruments zu spielen. Wir fangen unten mit rechts an zu spielen und wechseln dabei immer die Hände ab bis zum höchsten Ton. Der höchste Ton ist dabei weit weg vom eigenen Körper, der tiefste ist in der Nähe. Bei der Opsilon Handpan ist der höchste Ton unter dem „Opsilon“-Schriftzug. So entsteht eine Logik, da wir buchstäblich die Tonleiter nach oben gehen, beziehungsweise spielen. Mit dem Ton in der Mitte des Instruments (dem „Ding“) können wir Rhythmik üben, da wir diesen wie eine Trommel spielen. Hier können wir uns treiben lassen und einfach mal intuitiv in alle Richtungen experimentieren. Wichtig ist hierbei das Tempo des gespielten Beats zu halten. Um aber richtig anzufangen ist ein (Online-)Workshop optimal.    

Tipp: Wer sich noch nicht sicher ist, der sollte sich den Workshop-Trailer auf Youtube anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=C6LAfN3Mwbc

Wie oft am Tag oder in der Woche sollte ich üben?

Rafael: Wir empfehlen jeden Tag zu üben! Ein Minimum von 10-20 Minuten reicht aber schon aus. Das Spielen des Instruments als kleine Pause zum Abschalten von der Realität. Eine Art der Meditation, beziehungsweise Musiktherapie, die gut tut – Zeit für sich selbst und deine Handpan. Deswegen ist es so wichtig, dass es jeden Tag passiert und nicht nur einmal die Woche. Man merkt den Unterschied und aus Erfahrung sieht man eine deutlich schnellere Entwicklung. Nach oben sind aber keine Grenzen gesetzt. Es geht aber auch darum sich jeden Tag bewusst zu entscheiden Handpan zu spielen.

So lernt man dadurch auch Selbstdisziplin – aber nochmal zusammengefasst: Jeden Tag 10-20 Minuten sind besser als einmal mehrere Stunden die Woche.    

Sollte ich meine Finger vor dem Spielen aufwärmen?

Rafael: Wir fangen immer damit an langsam zu Spielen und erhöhen nach und nach das Tempo. Dadurch braucht es keine speziellen Aufwärmübungen, da wir das Spielen dazu nutzen. Bewusste und platzierte Schläge und die richtigen Bewegungen der Arme bereiten uns auch innerlich vor, ehe wir dann das Tempo langsam steigern.

Mit anderen Worten: Ein spezielles Aufwärmen vor dem Spielen ist nicht so wichtig.  

Was sind gute Einsteigerlieder zum Üben?

Rafael: Generell sind Lieder gut, um Inspiration zu bekommen und von anderen Musikern vielleicht etwas zu lernen. Gerade in D-Moll gibt es unzählige Videos im Internet, um Ideen zu bekommen oder um zu versuchen die Bewegungen der Musiker zu kopieren und so zu verstehen wie man ein Lied aufbauen, oder spielen kann. Gute Einsteigerlieder haben idealerweise einfache Melodien und einen Basswechsel mit rechts und links. Ich glaube jedoch, dass es besser ist intuitiv zu spielen und selbst Lieder zu komponieren. Also eine Harmonie zu spielen und dann zu versuchen diese zu entwickeln.

Tipp: Verwende das Frage-Antwort-Spiel um erste Versuche zu starten eigenständig zu komponieren.

Rafael:
 Die rechte Seite stellt eine Frage und die linke Seite spielt eine Antwort darauf. Hierbei spielen beide Seiten die gleiche Anzahl an Tönen abwechselnd. Was auch eine schöne Übung ist, bei der man lernt, melodische Elemente zu bauen, die man dann für eine Komposition verwenden kann. Da es sich noch immer um ein neues Instrument handelt, gibt es einfach noch nicht die Handpan-Klassiker, die man nachspielen könnte.  

Welche Instrumente harmonieren besonders mit der Handpan?

Rafael: Ich persönlich finde, dass die schönsten Instrument-Kombinationen die sind, die keine ähnlichen Frequenzen haben. Also zum Beispiel tiefe Instrumente wie Bass, Cello oder Kontrabass. Perkussive Instrumente sind auch gut, weil man hier einen rhythmischen Partner hat und selbst melodisch spielen kann. Aber auch Keyboards mit tiefen Pads eignen sich als Partner. Prinzipiell kann man aber jedes beliebige Instrument mit der Handpan kombinieren, jedoch sollte der Klang sauber sein und jedes der Instrumente sollte am Ende hörbar sein. Gitarre und Harfe sind frequenzmäßig ähnlich, können aber sehr gut harmonieren. Letztlich ist es eine Geschmackssache und jeder sollte die Kombination nehmen, die einen selbst berührt, wenn man denn überhaupt kombinieren möchte.  

Wie lange braucht es, bis ich ein eigenes Lied komponieren kann?

Rafael: Das ist eine schwierige Frage, da gibt es Leute, die sofort ein Lied komponieren und dann wiederum gibt es Leute, die es vielleicht nie schaffen ein eigenes Lied zu komponieren. Das ist möglicherweise eine Sache der Begabung, möglicherweise aber auch reine Kopfsache. Vielleicht traut man es sich nicht zu, oder denkt, dass das Komponierte niemandem gefallen würde. In erster Linie muss das eigens komponierte Lied, aber vor allem eines: einem selbst gefallen. Hier können wir nochmal das Thema „Frage-Antwort-Spiel“ aufgreifen. So zum Beispiel spielt man links drei Töne und stellt eine Frage und antwortet dann zum Beispiel rechts mit beiden Händen gespielt mit dreiTönen und dann variiert man nach unten oder oben. So entdeckt man die verschiedenen Ecken des Instruments und versucht mit beiden Händen auf einmal die verschiedenen Töne zu spielen. Es können so intuitive gespielte Harmonien entstehen. Was einem gefällt hält man fest und baut dann weiter darauf auf, so entwickelt sich dann nach und nach ein Lied. 

Pflege und Schutz:

Wie oft sollte ich meine Opsilon reinigen?

Rafael: Zunächst einmal sollen wir mit einem Mikrofasertuch nach jedem Spielen das Instrument sauber machen. Das ist eine trockene Reinigung, das heißt wir brauchen kein TurtleCare, Öl oder ähnliches. Das ist wichtig, da wir beim Spielen schwitzen und sich Feuchtigkeit, Salze und Säuren auf dem Instrument ablagern. Als weiteren Schutz empfehlen wir aus unserer Erfahrung heraus TurtleCare. TurtleCare ist kein Öl, sondern eine Keramikbeschichtung, die wir einmal alle zwei bis vier Wochen auftragen, je nachdem wie häufig gespielt wird.   

Warum empfiehlst du TurtleCare?

Rafael: Das Material des Instruments absorbiert Feuchtigkeit, somit auch Öl. Pflegt man das Instrument mit Öl, so bleibt es nicht auf der Oberfläche, sondern es zieht ein. Dadurch ist das was wir schützen wollen offen, nämlich die Oberfläche. Anders TurtleCare, hier bleibt die Keramikbeschichtung an der Oberfläche, es ist wie eine zweite Haut. Durch die Härte von Keramik bleibt der Klang gleich.

Wie lagere ich meine Opsilon am besten?

Rafael: Für ein bis zwei Tage kann man das Instrument im Hardcase lassen, sollte es nicht feucht innen drin sein, denn durch die Feuchtigkeit kann Rost entstehen. Abhilfe können Feuchtigkeitsabsorber schaffen, sollte es doch mal nicht anders gehen. Empfehlen würden wir allerdings keine dauerhafte Lagerung im Hardcase. Am besten sind Ständer, Wandhalterungen oder Regale. An einer Wandhalterung passieren aus unserer Erfahrung die wenigsten Unfälle, daher sollte man damit sehr sicher sein. Auf einem Ständer muss man ziemlich aufpassen, da diese teilweise nicht so stabil sind und es durchaus auch mal vorkommt, dass man beim Vorbeilaufen nicht genug Abstand lässt und dieser dann mitsamt Instrument umfällt.    

Was mache ich, wenn meine Handpan rostet?

Rafael: Das Auftreten von Rost kann durchaus einmal passieren, wenn man nicht richtig aufpasst. Zum Beispiel in einer Gegend mit hoher Luftfeuchtigkeit, oder eben, wenn das Instrument zu lange im Hardcase lagert. Rost muss auf jeden Fall entfernt werden, egal ob mechanisch oder durch den Einsatz von Chemikalien. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass polieren hier die beste Option ist, was auf Kosten der Farbe des Instruments geht und auch auf Kosten eines Teils der Nitrierung. Die Entscheidung ist schwierig, aber am besten ist es den Rost komplett zu entfernen. Das erfordert sanfte Schleif- und Polierarbeiten auf dem gesamten Instrument und nicht nur auf einem Punkt. Das ist leider nötig, da sonst das Instrument nicht mehr uniform wäre, ergo gäbe es sonst farbliche Unterschiede.    

Tipp: Trage dir die Reinigung mit TurtleCare in deinen Kalender ein, so hast du es besser vor Augen und läufst nicht Gefahr es zu vergessen.

Wie erkenne ich, dass meine Handpan verstimmt ist?

Rafael: Ein Instrument ist dramatisch verstimmt, wenn man es spielt und es einfach nicht mehr schön klingt. Mit normalen Stimmgeräten ist es nicht so leicht herauszufinden, ob das Instrument verstimmt ist. Das Stimmgerät misst auch die anderen Frequenzen, die immer beim Anschlag eines Tons mitschwingen, so auch die Obertöne. Am besten ist es hier selbst genau hinzuhören, sollte der Ton weit weg von dem sein, was eigentlich gespielt wurde, dann ist er verstimmt. Das Stimmen selbst sollte beim Originalhersteller der jeweiligen Handpan durchgeführt werden, da jeder Hersteller am besten weiß, wie seine Handpan gebaut ist und wie diese klingen soll. Das liegt an den unterschiedlichen Bauweisen und an den unterschiedlichen Materialien. Wir haben zum Beispiel besondere Stimmgeräte, die wir zum Stimmen verwenden. Hier werden die unterschiedlichen Töne angezeigt, also Quinte, Oktave und Grundton, bei einem verstimmten Instrument zeigt sich nicht nur ein veränderter Grundton, sondern auch verstimmte Obertöne. Ist man also unzufrieden mit dem Klang, so sollte man es dem Hersteller zur Reparatur zurückschicken.     

Die Opsilon Handpans kommen mit einer Stimmgarantie über fünf Jahre, da unsere Instrumente stark und stabil sind.

Kann ich meine Handpan selbst reparieren oder stimmen?

Rafael: Wir raten definitiv davon ab das Instrument selbst zu stimmen oder anderweitig zu reparieren. Hier ist jahrelange Erfahrung nötig, da es sich hier nicht um einen verstimmten Ton handelt, sondern immer auch um verstimmte Obertöne. Da die Töne zusammengemacht sind wirkt sich ein Schlag mit dem Hammer immer auch auf die anderen Töne aus, das heißt wir stimmen mehrere Töne zur gleichen Zeit. So weiß der Hersteller an welchen Punkten er schlagen muss, damit sich die Töne in die entsprechende Richtung verändern.   

Tipp: Daher raten wir in jedem Fall davon ab sich günstige Handpans aus China zu kaufen, diese sind oftmals schon von Anfang an verstimmt und eine Reparatur wird schwierig und teuer.

Ich möchte mit meiner Handpan im Freien spielen, worauf sollte ich achten?

Rafael: Zunächst einmal sollte man nicht direkt unter der Sonne spielen, hier würde sich das Instrument erwärmen, was den Klang verändert, es wird dumpf, da es die Obertöne verliert. Ist das Instrument richtig gebaut, so bleibt keine dauerhafte Verstimmung, die Veränderung des Klangs ist dann nur temporär, eine Veränderung der Struktur findet unter circa 180 Grad nicht statt. Da man das aber vermeiden möchte, sollte das Instrument im Schatten gespielt werden, bzw an einem kalten Ort, damit die Obertöne voll zur Geltung kommen. Hinzukommt, dass das Instrument bei zu hoher, direkter Sonnenaussetzung so heiß wird, dass man sich daran verbrennen kann. Eine zweite Sache ist Feuchtigkeit oder Nässe, hier sollte das Instrument vor dem Transport mit einem Hardcase getrocknet werden, damit sich die Feuchtigkeit nicht im Inneren des Textils festsetzt.    

Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Beitrag weiterhelfen konnten und euch bei euren ersten Schritten auf eurem Weg in die Welt der Handpan begleiten konnten. Als nächstes wollen wir das Thema „Reisen mit der Handpan“ anschauen. Falls ihr noch Anregungen oder Fragen habt, schreibt uns doch einen Kommentar, wir würden uns sehr freuen, bis zum nächsten Mal, euer Opsilon Team!

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